Altbürgermeister Karl Wanninger starb mit 96 Jahren
Sein Herz gehörte zu Lebzeiten der Gemeindepolitik
Prackenbach/Oberstein. - Die Wege Gottes sind unergründlich - Während manche Menschen in der Blüte ihres Lebens plötzlich herausgerissen werden aus der Familie, den Freunden und Arbeitskameraden, gibt es jene, die als Pflegebedürftige, ans Bett gefesselt - nicht wehmütig gehen -, sondern den Tod herbei sehnen. Zu diesen gehörte Karl Wanninger, Ehrenbürger, Altbürgermeister der ehemaligen Gemeinde Ruhmannsdorf und ältester Bürger der Gemeinde Prackenbach, der am Mittwoch nach längerer Krankheit, jedoch schnell und unerwartet im hochbetagten Alter von über 96 Jahren die Augen für immer schloss.
Das Requiem, das der Kirchenchor unter der Leitung von Regina Christof musikalisch umrahmte, zelebrierte am Samstag Pfarrer Johann Christian Rahm, der über die Trauerfeier den Zielsatz vom Herzen Jesu setzte, dem wir alles anvertrauen dürfen und das uns den Himmel erschließt. Er erinnerte in seiner Ansprache an viele Ereignissen des Lebens, Feste die uns zu Herzen gehen, die wir mit Christus im Sakrament feiern.
Es gibt aber auch leidvolle Stunden, Niederlagen, Schmerzen oder den Tod eines geliebten Menschen.
Da sei es gut, wenn wir ein Herz finden, das uns versteht und uns tröstet und an den wir uns anlehnen dürfen. So ein Herz finden wir in Christus, er hält zu uns, er ist ein Freund des Lebens, so Pfarrer Rahm. Diesem guten Herzen Gottes war der Verstorbene ebenfalls ein ganzes Leben lang verbunden, bemerkte Rahm weiter. Im Gottesdienst können wir unser verwundetes Herz ausschütten und mit göttlichem Trost neu füllen lassen.
Karl Wanninger wurde 1915 als Sohn der Bauerseheleute Alois und Therese Wanninger in Prackenbach geboren. Von 11 Geschwistern sind sechs verstorben. Er erlernte das Schneiderhandwerk und schloss die Lehre mit der Gesellenprüfung ab. Nach kurzer Berufsausübung war er im Rheinland und am Bodensee bei verschiedenen Bauern beschäftigt. 1938 übernahm er den Steinbauernhof in Oberstein und verehelichte sich noch im selben Jahr mit der Bauerntochter Franziska Miethaner aus Anger, die ihm fünf Kinder schenkte.
Schwere Schicksalsschläge musste der Verstorbene meistern, als 1968 Sohn Michael knapp 15-jährig mit dem Traktor bei der Heuernte tödlich verunglückte und 1989 seine Ehefrau verstarb. Den Hof hat er 1987 an den älteren Sohn Josef mit seiner Ehefrau Anna übergeben.
Seit fünf Jahren war Wanninger,auch durch mehrmalige Krankenhausaufenthalte, bettlägrig und musste vom Roten Kreuz und seinen zwei Töchtern versorgt werden. So lange es seine Gesundheit erlaubte, war er ein eifriger Gottesdienstbesucher und Rosenkranzbeter und nahm besonders in seiner schweren Krankheit Zuflucht zum Gebet und zur Gottesmutter, so der Geistliche.
Bevor Pfarrer Rahm am Ende des Gottesdienstes den Segen spendete, bezeichnete Bürgermeister Xaver Eckl in seiner Traueransprache den Verstorbenen als eine Persönlichkeit, der die Geschicke der früheren Gemeinde Ruhmannsdorf Jahrzehntelang gelenkt hat.
Bereits im Alter von 30 Jahren wurde ihm 1945 das Bürgermeisteramt von der damaligen US-Besatzungsmacht übertragen und hatte es ununterbrochen 27 Jahre inne, bemerkte Eckl. Dann kandidierte er nicht mehr und schied 1972 aus, gehörte jedoch von 1972 bis 1978 weiterhin dem Gemeinderat der damaligen Gemeinde Ruhmannsdorf an.
Schwierige Nachkriegsjahre prägten seine Amtszeit, Flüchtlinge mussten mit einem Wohnraum versorgt werden. Ebenso war die Lebensmittelversorgung zu sichern und das neue demokratische Staatssystem galt es auch auf kommunale Ebene umzusetzen. Schwierigkeiten wegen der schwachen Infrastruktur mit schlechten Verkehrswegen blieben nicht aus sowie der ungenügenden Strom- und Wasserversorgung musste gemeistert werden und das bei der allgemeinen Geldnot der Gemeinden, so das Gemeindeoberhaupt.
Auf Grund seiner Verdienste um die kommunale Selbstverwaltung wurde der Verstorbene vom Bayerischen Staatsminister des Innern mit Urkunde und einer Medaille ausgezeichnet und 1972 verlieh der damalige Gemeinderat der ehemaligen Gemeinde Ruhmannsdorf dem 57-jährigen das Ehrenbürgerrecht und ernannte ihn auch zum Altbürgermeister.
So lange es die Gesundheit zu lies, zeigte Wanninger immer Interesse an der Gemeindepolitik und versäumte es nicht, den Bürgermeister mit seinem Traktor im Rathaus zu besuchen und ihn nach den neuesten Entwicklungen zu befragen. Er hatte ein immenses Erinnerungsvermögen, betonte Eckl und wusste über Geschehnisse der früheren Jahre bis ins letzte Detail Bescheid, erzählte Eckl. „Schon damals war es mir klar, dass mit dem Tod von Wanninger viel Wissen um unsere Heimatgeschichte verloren gehen wird“, bemerkte er und dankte ihm abschließend für sein langjähriges Wirken.
Nach dem Gottesdienst gaben Fahnenabordnungen mit ihren Mitgliedern der Feuerwehr Ruhmannsdorf, der Marianischen Männerkongregation und der Packbruderschaft, angeführt von der Kapelle Pfeffer und dem Geistlichen sowie Bürgermeister Xaver Eckl, GeschäftsleiterFranz Kolbeck, Angestellte der Gemeindeverwaltung und einige Gemeinderäte dem Verstorbenen das letzte Geleit, wo der Kommandant der Feuerwehr Ruhmannsdorf Franz Geiger eine Blumenschale am Grab niederlegte und Abschied nahm von ihrem Kameraden, der 70 Jahre dem Verein angehörte. Er hat den Verein in der Zeit, als er Bürgermeister war und auch noch nachher stets unterstützt, für das er ihm über den Tod hinaus dankende Worte sprach.
Dann senkten sich die Fahnen und die Mitglieder salutierten, als die Kapelle den „Guten Kameraden“ spielte.
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