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Vom Festival-Foodtruck zum Biergarten-Wirt - Im Interview: Lukas Schröders ungewöhnlicher Weg zum Betreiber des Biergartens „Zur alten Säge“ am Regentalradweg

Prackenbach, den 23. 10. 2023

Fichtental/Prackenbach. Zwei Lebens-Tiefpunkte haben ihn dahin geführt, wo er heute ist. Und das sehr erfolgreich. Mit nur 25 Jahren. Lukas Schröder, mittlerweile Wirt aus Leidenschaft, betreibt mittels Foodtruck und mit Unterstützung seiner Eltern den Biergarten „Zur alten Säge“ in Fichtental am Regentalradweg. Das Geschäft boomt, nächstes Jahr wird erweitert. Im Interview erzählt er von seinem ungewöhnlichen Werdegang, familiärem Zusammenhalt, fast nicht vorhandener Freizeit und seinem Konzept - „Alles frisch und selbst gemacht!“

 

Lukas, seit dem Frühjahr vergangenen Jahres gibt es deinen Biergarten nun schon. Wie ist es dazu gekommen? Hast du dir damit einen Traum erfüllt?

 

Lukas (grinst nachdenklich):

Eigentlich nein... Noch vor wenigen Jahren hatte ich so etwas gar nicht auf dem Schirm. Ich bin gelernter Maurer und habe auf dem Bau gearbeitet. Mit 18 hatte ich einen schweren Unfall, beide Daumensattelgelenke waren gebrochen, Teile mussten versteift werden. Damit war meine bisherige Ausbildung hinfällig. Eins kam zum anderen, ich zum Foodtruck und durch Corona dann zum Biergarten.

 

Der Unfall muss ein schwerer Schlag gewesen sein, in so jungen Jahren. Wie bist du mit der Situation umgegangen? Und wie bist du vom Bau zur Gastronomie gekommen?

 

Lukas (überlegt kurz und blickt in die Ferne):

Es war sehr schwierig, erst mal wurde mir natürlich der Boden unter den Füßen weggezogen. Was nun? Ich hatte viel Zeit, nachzudenken. Zwei Jahre lang war ich krank, wurde sechs mal operiert. Und mit zwei kaputten Händen kann man auch sonst nicht viel machen. Kochen, vor allem Burger nach original amerikanischem Vorbild, hat sich zu meiner Leidenschaft entwickelt. Alles weitere war eher Zufall. Ich war früher oft beim Fischen in Tschechien, darüber hat sich eine Freundschaft entwickelt, die alles ins Rollen gebracht hat. Mein tschechischer Freund, selbst aktiv im Festival-Gewerbe, war zu Besuch beim Barbecue bei uns. Er war begeistert von meinem Pulled Chicken und hat auf mich eingeredet, daraus doch was zu machen. Irgendwie hat mich der Gedanke nicht losgelassen und ich hab mich selbstständig gemeldet und mir einen Foodtruck besorgt. Das erste Mal war ich auf einem Stadtfest in Prag mit meinen Pulled Chicken-Burgern, bereits mittags war ich ausverkauft. Dann nahm alles seinen Lauf. Mein Freund hat mich ins Festival-Gewerbe reingebracht. Alleine kommst du da gar nicht rein. Ich war zum Beispiel auf „Wacken“ und „Rock am Ring“, drei Mitarbeiter hatte ich damals dabei. War eine super Zeit. Ich hab noch nie Leute so viel essen sehen, wie auf Wacken. (lacht) Fünf mal am Tag gab´s da Burger.

 

Was hat dich trotz des Erfolges dann dazu gebracht „sesshaft“ zu werden?

 

Lukas:

Alles lief toll, dann kam Corona. Nach einem Jahr Zwangspause waren alle Reserven aufgebraucht und ich war das zweite Mal in meinem Leben am Ende. Ohne die Unterstützung meiner Eltern hätte ich diese Phase nicht überstanden. In dieser Zeit kam der Gedanke auf, irgendwo ein To-Go-Geschäft anzubieten, damit zumindest im Sommer etwas Geld reinkommt. Es war ja nichts erlaubt in der Pandemie-Zeit.

 

Was hat euch ausgerechnet nach Fichtental gezogen?

 

Lukas:

Zunächst einmal hat es uns in den Bayerischen Wald verschlagen. Geboren bin ich in München, vor der Pandemie habe ich in Regensburg gelebt. Ich habe mit meinen Eltern Urlaub in einer Ferienwohnung in Konzell gemacht, dort hat es uns so gut gefallen, mittlerweile wohnen wir dauerhaft darin. Eine Stellenanzeige hat uns darauf aufmerksam gemacht, dass der Biergarten in Fichtental einen Pächter sucht. Das war im Januar 2022. Im Mai haben wir eröffnet und seitdem boomt das Geschäft.

 

Wie erklärst du dir deinen Erfolg? Andere Gastronomen kämpfen ums Überleben...

 

Lukas:

Bei uns ist nichts 0-8-15. Ich denke, das wissen unsere Gäste zu schätzen. Alles frisch und selbst gemacht. Das spricht sich trotz fehlender Werbung per Mundpropaganda ziemlich herum. Unsere Burger sind nach original amerikanischem Vorbild, unser Hackfleisch ist frisch und wir formen die Pattys zum Beispiel erst auf Bestellung im Foodtruck. Das bekommst du fast nirgends mehr. Außerdem werden bei uns alle Gäste gleich behandelt und geduzt. Das läuft einfach so, Bürgermeister oder Arbeiter, alle sind bei uns gleich. Das kommt anscheinend gut an.

 

Wie gestaltet sich dein Leben als Wirt? Was ist dein typischer Tagesablauf?

 

Lukas:

Der Biergarten ist für mich viel mehr als ein Vollzeitjob. Wirklich frei hab ich nur ein paar Wochen im Dezember und Januar, wenn wir geschlossen haben. Und sogar dann ist wieder ein Weihnachtsmarkt geplant. Wir haben zwar „nur“ Donnerstag bis Sonntag von Mittag bis abends geöffnet, aber es gibt so viel zu organisieren, kalkulieren, besorgen. Meine Mutter und ich kochen alles, was möglich ist, vor, das geschieht, morgens, nachts oder an den „freien“ Tagen. Das Coleslaw zum Beispiel oder die Soßen und die Marinade für das Pulled Chicken und natürlich die Kuchen und Torten. Im Foodtruck selbst ist dafür nicht genug Platz und auch nicht genug Zeit im laufenden Betrieb. 150 Essen an einem Tag kommt oft vor, weil auch das To-Go-Geschäft nach wie vor boomt. Wir machen ja wirklich alles selber.

 

Das hört sich nach ziemlich wenig Freizeit an. Was machst du denn als Ausgleich zur Arbeit?

 

Ich bin zwar erst 25, aber eigentlich hab ich kein Privatleben mehr, ich lebe nur noch für den Biergarten. Und das ist in Ordnung so. Ohne Leidenschaft ist man meiner Meinung nach falsch in diesem Gewerbe. Mein Hund ist seit acht Jahren mein treuer Wegbegleiter und eines der wichtigsten Dinge in meinem Leben. Jack ist ein American Akita-Mischling und gehört zur Familie. In der Freizeit bin ich mit ihm unterwegs. Früher, vor dem Unfall, habe ich sehr viel und sehr erfolgreich Sport getrieben, war bei Fußball und Leichtathletik bayernweit oben dabei. Ab und zu spiele ich heute noch privat Fußball.

 

Blickst du als Wirt des Biergartens in die Zukunft? Wo möchtest du hin?

 

Die Planungen verlaufen aus organisatorischen Gründen immer nur in der nahen Zukunft. Ich bin ja nur Pächter. Der Erfolg ist da und wir sind an unseren Grenzen angekommen. Für nächstes Jahr ist einiges geplant: Wir bauen mit Hilfe von Freunden einen neuen Foodtruck mit doppelt so viel Platz, das wird einiges erleichtern. Auch wegen Aufstockung der momentan nur 40 Sitzplätze und längeren Öffnungszeiten bin ich mit dem Landratsamt in Kontakt. Für Kinder soll es ab nächstem Jahr auch eine Spielecke geben, zum Beispiel einen Sandkasten im Bulldogreifen zum Schatzsuchen. Wie viele andere bin ich auch dringend auf der Suche nach Personal, mal sehen, was sich bis zur nächsten Saison tut.

 

Der Bericht wurde von Journalistin Lisa Brem verfasst und für unsere Homepage zur Verfügung gestellt. 

 

 

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Vom Festival-Foodtruck zum Biergarten-Wirt - Im Interview: Lukas Schröders ungewöhnlicher Weg zum Betreiber des Biergartens „Zur alten Säge“ am Regentalradweg (23. 10. 2023)

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