Nachhaltig leben: Ein Blick auf Viechtach und Umgebung
Wie Landkreis und Kommunen nachhaltige Entwicklung fördern und umsetzen
Teil fünf: Nachhaltigkeitsbemühungen kleinerer Kommunen
Prackenbach und Kollnburg als Beispiele – Wärmegewinnung, energetische Sanierung und Fahrradförderung
Prackenbach/Kollnburg. „Was wir heute tun, entscheidet darüber, wie die Welt morgen aussieht.“ Der Prackenbacher Bürgermeister Andreas Eckl ist überzeugt davon, dass es ohne nachhaltiges Denken und Handeln keine lebenswerte Zukunft geben wird. Dem schließt sich auch Kollnburgs Bürgermeister Herbert Preuß an. Und deshalb setzen sich die beiden in ihren Kommunen für Nachhaltigkeit ein. Sie soll ein nicht wegzudenkender Bestandteil des öffentlichen Lebens in den Gemeinden werden. „Es handelt sich zwar oft nur um kleine Dinge, aber auch die summieren sich und tragen zum großen Ganzen bei“, so Eckl.
Nachhaltige Wärmegewinnung durch Biomasse
Beide Prackenbacher Kindergärten, die Feuerwehrhäuser Prackenbach und Moosbach, die Schule wie auch das Rathaus und das alte Rathaus werden mit Biomasse beheizt. Das Material für die Hackschnitzelheizung stammt unter anderem von Straßen- und Wegrändern, die – natürlich außerhalb der Brutzeiten – in Stand gehalten werden. Die anfallenden Zweige und Äste werden weiterverarbeitet und zur Wärmegewinnung genutzt. Auch in Kollnburg wird ein Großteil der öffentlichen Gebäude durch Biomasse beheizt.
In Prackenbach und Kollnburg sind außerdem auf fast allen öffentlichen Gebäuden mittlerweile Photovoltaik-Anlagen angebracht. Die übrigen sind in Planung, sagt Eckl. Preuß strebt eine „autarke Kläranlage“ an, auf dem großen Stromverbraucher wurde kürzlich eine PV-Anlage installiert.
Was nicht passt wird passend gemacht: Eckl führt auch die Sanierungen an. „Wir achten darauf, dass die energetische Sanierung neuesten Standards entspricht: Im Prackenbacher Rathaus wurden zum Beispiel das Dach und die Fenster neu gemacht, inklusive Vollwärmeschutz, im Schulhaus das Dach saniert und das Bürgerhaus ist energetisch auf dem neuesten Stand.“ Bei Ausschreibungen oder auch Materialbestellungen werde generell darauf geachtet, dass Unternehmen über Nachhaltigkeitszertifikate verfügen. Weiterhin wird der Fokus auf heimatnahe Firmen gelegt – sofern die Möglichkeit besteht, zählt Eckl weitere Fakten auf, die in der Gemeinde zur Nachhaltigkeit beitragen.
„Wir wollen Prackenbach auch fahrradfreundlicher gestalten“, so der Bürgermeister. Im vergangenen Sommer habe man an mehreren öffentlichen Plätzen Fahrradständer aus Baumstämmen aufgestellt. Die Gemeinde will dadurch E-Bike- und Radfahren fördern.
Einer der Fahrradständer befindet sich beim Dorfladen in Moosbach. Eine solche Einkaufsmöglichkeit in der Heimat zu haben, auch ohne Auto zu erreichen, sei keine Selbstverständlichkeit, sagt Eckl und weist im selben Zug auf das zum großen Teil regionale Angebot im Laden und die Unverpackt-Station hin. „Kurze Wege, regionales Angebot – was will man mehr?“ Der Inhalt für Geschenkkörbe wird daher ebenfalls aus dem Dorfladen bezogen. Auch in Kollnburg unterstützt man dabei regionale Läden und Betriebe wie Metzger, Bäcker oder Getränkemarkt, kombiniert mit Fairtrade-Artikeln aus dem Weltladen in Viechtach.
Unverständnis von Preuß wegen fehlender Förderung: Ein Radweg nach Viechtach - „Das wäre nachhaltig!“
Beim Thema E-Mobilität ist Kollnburg gut dabei, wie Preuß findet. Einige Mitarbeiter haben E-Autos, vor dem Rathaus gibt es eine Ladesäule. Auch das Thema Fahrräder und E-Bikes ist in Kollnburg sehr präsent: Der neue Radweg von Kollnburg nach Sankt Englmar befindet sich in der Planungsphase, die Zusage für Kostenübernahme durch das Staatliche Bauamt ist in Aussicht gestellt, freut sich Herbert Preuß. Das sei eine große Erleichterung für die vielen Radfahrer, die teilweise auch in die Arbeit pendeln. Nicht verstehen kann er allerdings, warum ein weiteres Teilstück nach Viechtach nicht mehr Unterstützung findet. Preuß ist enttäuscht, denn: „Das wäre eigentlich nachhaltig!“ Es gebe keine Förderung, wenn der Radweg auf einer bestehenden Trasse verlaufe. Im konkreten Fall eine Gemeindeverbindungsstraße, was ja eigentlich kostengünstiger wäre. Gefördert wird nur ein Neubau. Daher scheitere das Projekt derzeit an der Finanzierung, die für die Gemeinde alleine nicht stemmbar sei, bedauert der Bürgermeister.
Eine Aktion, die sehr großen Anklang in beiden Gemeinden fand, war die Verteilung von kostenlosen Obstbäumen, organisiert durch das Amt für Ländliche Entwicklung. Privatpersonen und auch Vereine konnten sich die vorbestellten Bäumchen beim Rathaus oder im Bauhof abholen, sie waren schnell vergriffen. Der Standort der Bäume muss angegeben werden und gepflegt müssen sie natürlich auch werden, erklärt Preuß. Eine Ausgleichsfläche der Gemeinde Kollnburg für einen Straßenbau dient als Streuobstwiese, die Bürger dürfen sich bei Bedarf an den Äpfeln bedienen. Die Wiese werde auch bewirtschaftet, das gemähte Gras diene als Pferdeheu, erklärt der Bürgermeister, dem natürliche Bewirtschaftung am Herzen liegt. Daher werden in Kollnburg bei der Grünpflege im Frühjahr nur die Ränder abgemäht, Blühflächen beispielsweise in der Mitte von Verkehrsinseln bleiben stehen, um Bienen und anderen Insekten als Nahrung und Unterschlupf zu dienen. Das funktioniere mittlerweile einwandfrei, lobt Preuß. Das Thema Nachhaltigkeit weite sich aus – vom Kleinen zum großen Ganzen.
BU´s:
1: Grünpflege nur an den Rändern: In der Gemeinde Kollnburg bleiben neben Straßen viele Blumen und Pflanzen stehen, um Insekten Nahrung und Schutz zu bieten.
2: Großprojekt: Der neue Radweg von Kollnburg nach Sankt Englmar ist in der Planungsphase, wie Bürgermeister Herbert Preuß berichtet. Er soll das Radfahren und Pendeln zwischen den Gemeinden erleichtern.
3: Auf einer Ausgleichsfläche hat die Gemeinde Kollnburg eine Streuobstwiese angelegt, Bürger dürfen sich an den Früchten bedienen.
4: Nachhaltig einkaufen: Im Dorfladen in Moosbach gibt es eine Unverpackt-Station und viele regionale Lebensmittel. Außerdem ist für viele nicht zwingend ein Auto erforderlich, um die Einkäufe erledigen zu können.
5: Nachhaltiger Strom: Auf dem Dach des Moosbacher Dorfladens wurde wie auf den meisten öffentlichen Gebäuden der Gemeinde Prackenbach eine UV-Anlage installiert.
6: Das Prackenbacher Rathaus wurde generalsaniert, wie zum Beispiel auch das Bürgerhaus ist es energetisch auf dem neuesten Stand.
7: Nachhaltig heizen: Viele Gebäude in der Gemeinde Prackenbach werden mit Biomasse beheizt. Bürgermeister Andreas Eckl zeigt die große Hackschnitzelheizung.
8: Die Hackschnitzel werden teilweise auch aus Zweigen und Ästen gewonnen, die bei der Instandhaltung der Straßen anfallen und zur Wärmegewinnung weiterverarbeitet werden.
9. Gelagert werden sie neben dem neuen Bauhofgebäude.
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