Landarzt aus Überzeugung
Entgegen der allgemeinen Situation: 29-Jähriger eröffnet 2026 eine Hausarztpraxis in Prackenbach
Prackenbach. Die Gemeinde Prackenbach hat geschafft, worauf viele andere ländliche Kommunen hoffen: Sie wird wieder Hausarzt-Sitz. 2026 wird Dr. Michael Hauptmann in den Räumlichkeiten unterhalb des Rathauses seine Praxis eröffnen. Derzeit ist er noch als Assistenzarzt in der Arberlandklinik in Viechtach tätig, doch seit seines Entschlusses, als Arzt den Menschen helfen zu wollen, weiß er auch, dass ihm der persönliche Kontakt zu Patienten wichtig ist. Wichtiger als eine Karriere in großen Stadt-Kliniken, die vorwiegend auf Diagnostik basieren würde.
Mit seinen nur 29 Jahren scheut sich der große und sportliche junge Mann laut eigener Aussage nicht, Verantwortung zu übernehmen und selbst Entscheidungen zu treffen. Gerade das schätze er momentan am Schichtdienst im Viechtacher Krankenhaus. Auch könne er nicht nachvollziehen, wie es zu dem großen Problem des Landärzte-Mangels habe kommen können. „Gerade der persönliche Kontakt ist das, was den Beruf spannend macht“, sagt er beim Treffen mit Bürgermeister Andreas Eckl, bei dem er die neuen Praxisräume besichtigt. Die Voraussetzungen sind vielversprechend: frisch renoviert, barrierefrei, zentral. In gut einem Jahr wird er beginnen, sich dort seine erste Hausarztpraxis einzurichten.
Prackenbach nach einem Jahrzehnt wieder Hausarzt-Sitz
Sehr erfreut darüber: der Prackenbacher Bürgermeister. „Ein Hausarzt gehört zu einem Dorf wie eine Kirche“, sagt er und blickt etwas mürrisch auf das vergangene Jahrzehnt zurück, in dem die Gemeinde wie viele andere im Landkreis keine eigene ärztliche Versorgung hatte. Daher sei diese Neuigkeit für ihn eine der schönsten des ganzen Jahres. Bereits seit einiger Zeit habe er immer wieder Kontakt zu Michael Hauptmann gesucht, um ihn vom Sesshaft-Werden in der Heimatgemeinde zu überzeugen – mit Erfolg. Denn aufgewachsen ist der junge Arzt in Moosbach, wo er derzeit auch in seinem Elternhaus wohnt.
Mit freundlichem, selbstsicherem Lächeln erzählt Michael Hauptmann von sich selbst, seiner Jugend und Ausbildung. Schon immer habe er das Persönliche am Dorfleben zu schätzen gewusst, seine Grundschulzeit in Prackenbach und die Zeit am Viechtacher Gymnasium habe er genossen. Als er nach dem Abitur dann ein duales Studium bei einer Bank begann und nach München zog, fehlte ihm nicht nur die Heimat. „Von mir wurde erwartet, nicht das Beste für die Kunden, sondern für die Bank zu machen. Das ging mir dermaßen gegen den Strich.“ Solch eine Arbeitsweise habe ihn nicht erfüllt und glücklich gemacht. „Wie kann ich den Menschen einen Mehrwert bieten? Das hab ich mich gefragt.“ Nach einem für ihn faszinierenden und lehrreichen Praktikum in der Arberlandklinik Viechtach steht fest: als Arzt.
Erfahrungen sammeln in der Arberlandklinik Viechtach
Ein Glücksfall sei der ihm damals zugeteilte Mediziner gewesen. „Er hat mir Mut gemacht, dass man nicht nur mit einem NC von 1,0 Medizin studieren kann.“ Denn diesen Notendurchschnitt schaffte Michael Hauptmann nicht. Doch: Was man wirklich wolle, sei machbar. Über mehrere alternative Möglichkeiten versuchte der junge Mann, an einen Studienplatz zu kommen und war zunächst in Ungarn erfolgreich. Nach einem Jahr konnte er durch ein Losverfahren an die Universität in Jena wechseln und schloss dort nach sechs Jahren sein Studium ab. Doch eine Uni-Klinik wie in Jena sei nie eine Option für ihn gewesen. „Du kennst keine Namen, Menschen sind eigentlich nur Nummern.“ Die praktischen Teile des Studiums verbrachte er auch deshalb in Viechtach. Mittlerweile ist er seit drei Jahren dort als Assistenzarzt tätig und wird zum Internisten ausgebildet. Mit dieser Facharztrichtung ist das Eröffnen einer Hausarztpraxis möglich. Er sei kein „Angestellten-Typ“, er finde es wichtig, für den eigenen Einsatz entlohnt zu werden. „Mies gelaunt durch die Krankenhausgänge eilen“ habe seiner Meinung nach nicht das gleiche Entgelt verdient, wie sich mit vollem Einsatz um Patienten zu kümmern.
Ende dieses Jahres werde er die Notarzt-Prüfung ablegen und dann auch selbst Dienste fahren, schon jetzt ist er regelmäßig mit dabei. „Auch als Hausarzt will ich das weiter machen“, so Michael Hauptmann. Einen guten Hausarzt mache seiner Meinung nach aus, auch mal außerhalb der Sprechzeiten erreichbar zu sein – natürlich müsse alles im Rahmen bleiben. Als letzte Prüfung steht 2026 die Facharztprüfung vor der Facharztkammer in München aus, „doch das ist eher ein kollegiales Gespräch.“ Es komme dann nur noch darauf an, dass die Chefärztin der Arberlandklinik mit ihrer Unterschrift bestätigt, dass Dr. Michael Hauptmann für eine eigene Praxis bereit sei – und damit in der Gemeinde Prackenbach einen lange unbesetzten Posten einnimmt.
BU´s:
1: Bürgermeister Andreas Eckl (l.) ist hocherfreut über die „schönste Neuigkeit 2024“: Er begrüßt Dr. Michael Hauptmann als neuen Prackenbacher Hausarzt. 2026 wird er seine Praxis unterhalb des Rathauses eröffnen.
2: „Hier könnte ich mir ein Labor vorstellen“, sagt der junge Arzt bei der Besichtigung der Räumlichkeiten.
3: Der große, helle Raum wird voraussichtlich das Zimmer, in dem er seine Patienten empfängt.
4: Bürgermeister Andreas Eckl führt Dr. Michael Hauptmann durch die frisch renovierten Räumlichkeiten.
Fotos: Lisa Brem
Dieser Bericht wurde von der Journalistin Lisa Brem verfasst und für unsere Homepage zur Verfügung gestellt.
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