Kalvarienberg Moosbach
Der Kreuzweg auf dem Pfahl in Moosbach:
Neben den Kirchen und Kapellen kennt das christliche Volk viele andere Zeichen der Volksfrömmigkeit. In Moosbach ist eines davon der Hinterglas-Kreuzweg in der Kirche, ein weiteres ist der Kreuzweg auf dem Pfahl.
Im Jahr 1852 machten sich Pfarrei und Bevölkerung von Moosbach daran, auf dem Pfahl, der oberhalb von Moosbach vorbeiführt, einen Kreuzweg mit Kalvarienberg zu errichten. Der Pfahl mit seinen bizarren Felsen, die hier aus dem Boden herausragen, bot sich als Bühne und Kulisse an.
In mühseliger Handarbeit baute man einen etwa 2 m breiten Weg entlang des Felsenkammes bis hinauf zum höchsten Punkt des sichtbaren Pfahles. Aus hartem Granit wurden Steinsäulen geschlagen und aufgerichtet, die in einer Vertiefung am oberen Ende die 14 Kreuzwegbilder aufnehmen sollten.
Wie diese ersten Bilder aussahen, lässt sich heute nicht mehr sagen. Wahrscheinlich waren es farbig gemalte Bildtafeln, die die einzelnen Stationen des Leidens Christi zeigten.
Der Weg selbst ist 700 m lang. Er führt ab der 12. Station leicht bergauf und mündet in eine natürliche Erhöhung des Pfahles ein. Hier bilden drei Kreuze den krönenden Abschluss des Kreuzweges. Auf dieser kleinen Plattform mit den drei Kreuzen, im Volksmund Kalvarienberg genannt, feierte der Neupriester Georg Schedlbauer aus Unterrubendorf im Jahr 1856 sein erstes Heiliges Messopfer. Von hier bietet sich auch ein herrlicher Blick auf die ganze Umgebung. Beide Tatsachen mögen den Ausschlag gegeben haben, dass dieser Pfarrer Georg Schedlbauer aus Unterrubendorf im Jahr 1912, kurz vor seinem Tod, eine Kreuzigungsgruppe aus Eisen errichten ließ. Das Kreuz mit dem Christuskörper und die Figuren der Maria und des Johannes unter dem Kreuz wurden in Bodenwöhr gegossen. Im Pfarrarchiv befindet sich noch ein Schreiben des Königlich Bayerischen Hüttenamtes Bodenwöhr, das den Versand der Gruppe zum Bahnhof in Altrandsberg ankündigte. Um die Moosbacher auf den Transport vorzubereiten, wurde ihnen das Gewicht mitgeteilt:
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Wer die damaligen Wegverhältnisse zwischen Altrandsberg und Moosbach kannte, weiß, welche Arbeit hier den Moosbachern bevorstand; denn bis in die jüngste Zeit war der Weg über den Moosberg ein steiler, schmaler und steiniger Weg. Auf jeden Fall erreichte die Gruppe den Pfahl oberhalb von Moosbach und wurde hier aufgestellt.
Unterhalb des Kalvarienberges befindet sich auf der linken Seite eine Ölberggruppe. Sie bestand zuerst aus Blechfiguren. Im Jahr 1982 goss die ARA-Kunst Altrandsberg nach einem spätgotischen Vorbild aus der Pfarrei St. Johannes in Dingolfing eine Figurengruppe aus Kunststoff. Sie besteht aus dem betenden Christus und den drei schlafenden Jüngern. Der Engel, der Jesus stärkt,
konnte leider nicht nachgebildet werden. Er war einige Wochen zuvor in Dingolfing aus der Ölberggruppe gestohlen worden. Der Engel, der jetzt dort steht, ist eine Nachbildung eines Engels aus der Renaissance, der sich in der oberen Sakristei der Kirche Moosbach befand.Auf der rechten Seite unterhalb des Kalvarienberges ist das Grab Jesu mit dem Leichnam Jesu zu sehen. |
Ein Gitter muss leider für die Sicherheit der Figur sorgen. Der Kreuzweg auf dem Pfahl ist stark der Witterung, Wind, Schnee und Regen ausgesetzt. Darunter leiden besonders die Bilder, Figuren und Kreuze. So mussten die Kreuzwegbilder schon öfters renoviert oder gar erneuert werden (einer der Maler war auch der Moosbacher Franz Fleischmann). Die jetzigen Bilder stammen aus dem Jahr 1989 und wurden von dem Kunstmaler Hans Höcherl aus Moosbach geschaffen. Daneben wurden die Steinsäulen gereinigt und zwei neue Holzkreuze neben dem Kreuz Christi gezimmert.
Das ganze Jahr über, vor allem aber in der Fastenzeit, kommen Gruppen von Einzelpersonen von überall her, um den Kreuzweg zu besuchen und hier den Kreuzweg gehen zu beten. Am Karfreitag um 09.00 Uhr zieht die Pfarrgemeinde von Moosbach den Kreuzweg am Pfahl entlang zum Kalvarienberg. Sie gedenkt so des Leidensweges Jesu. Die Menschen einzuladen, den Leidensweg Jesu nachzugehen, war wohl auch die Absicht der Erbauer. Und dies möge auch in Zukunft so sein.