Keltenstein
Der Schalenstein in Igleinsberg, Gemeinde Prackenbach Schalensteine sind sehr rätselhaft. |
In der seit Jahrhunderten nachgewiesenen Kesselbodenkapelle gibt es seit jeher eine Wallfahrt. Votivköpfe aus Wachs und Ton waren früher vorhanden (bis 1802 nachweisbar) und die wundertätige Quelle gegen Augenleiden ist ein zusätzlicher Beweis für die Echtheit der “steinernen Schüssel”, denn unsere Vorfahren verehrten Gott oder die Götter in der Natur.
Man nimmt allgemein an, dass Schalensteine Opfer-schalen waren. Sie finden sich an landschaftlich schönen, meist höher gelegenen Plätzen, sozusagen dem Himmel nah. Zwei weitere Schalensteine finden sich in Schwibleinsberg bei Schönau. Von ihnen aus kann man den Arber und das Regental übersehen.
In einem Fall weiß man sicher, dass ein Schalenstein bei Begräbnisritualien verwandt wurde. Dadurch ist man auf andere uralte, aber schon christliche Schalensteine gestoßen. Es gibt sie in Gebeinhäusern, den Karnen und sie waren wohl bis vor 800 Jahren in Gebrauch. Sie sind sehr selten, aber in Krailing, Zenching, Kloster Windberg und im Further Museum noch vorhanden. Auch das Viechtacher Museum besitzt einen, dieser wurde in Schlatzendorf gefunden. Von diesen Schalensteinen weiß man, dass sie beim Gottesdienst am Allerseelentag, mit Öl oder Ünschlitt
gefüllt, für die Toten angezündet wurden.
Steinzeitlich?
Schalensteine werden normalerweise der Jungsteinzeit zugeordnet, also vor rund 3000-5000 Jahren. Für diese Zeit ist eine Besiedlung des Bayerischen Waldes durch viele Funde gesichert. In nächster Nähe, am Forstweg unterhalb der steinernen Schüssel wurde ein 5000 Jahre altes Steinbeil gefunden.
Besonders am Igleinsberger Schalenstein ist, dass er mit Runen, also altgermanischen Schriftzeichen versehen ist.
Die eine heisst “fester Besitz” und die andere “für Frauen verboten”. Diese Runen gibt es angeblich erst seit frühestens 200 n. Chr., weil man glaubt, dass die Einwohner Mitteleuropas in ihnen die römische oder griechische Schrift nachahmten. Einige Forscher glauben aber, dass das nicht stimmt, denn die Druiden, die keltischen Priester kannten sehr wohl die Schrift und pflegten Schriftverkehr mit den alten Griechen. Es war ihnen nur verboten, ihr Wissen und ihre Religionsinhalte schriftlich festzuhalten. Wir wissen nicht, durch wen und wann diese Schriftzeichen angebracht wurden.
Keltisch?
Das Amt für Denkmalpflege in Landshut hält die hiesigen Schalensteine für keltisch, also im letzten Jahrtausend vor Christus entstanden. Beweise für die Kelten existieren hier, z.B. durch die Befestigungen auf dem Lamberg bei Chamerau und auf dem Bogenberg sowie durch eine Keltenschanze bei Zenching. Auch die Namen unseres Flüssesystems, Donau, Regen, Chamb sind eindeutig keltisch. Die Römer nannten den Böhmerwald wie die Kelten Bockwald, also silva gebreta (keltisch gabros = der Bock). Da fällt einem doch unwillkürlich der Böckleraufstand ein.
Aber die steinerne Schüssel bleibt weiter rätselhaft. Denn nach den Überlieferungen opferten die Kelten in freier Natur, aber sie hingen ihre Opfergaben eher in heilige Bäume oder warfen sie in Quellen oder Flüsse.
Germanisch?
Germanen dagegen opferten in freier Natur auf steinernen Altären Tier- und Menschenopfer. Und eine keltisch-germanische Bevölkerungsgruppe aus Thüringen verdrängte die einheimischen Kelten aus der Oberpfalz bevor die Römer Südbayern eroberten. Später kamen dann weitere Germanen, wie die Hermunduren und Markomanen durch den Bayerischen Wald und belästigten die Römer in der Donauebene. Böhmische Germanen wanderten über die Stallwanger Senke bis nördlich von Straubing. Sie ließen sich dort nieder und viele von ihnen arbeiteten als Berufssoldaten bei der römischen Armee. In Friedenshain bei Straubing wurde vor wenigen Jahren ihr Friedhof aus dem 5. Jahrhundert gefunden.
Bayerisch?
Seit 550 nach Christus gibt es Bajuwaren. Sie wurden zwar christianisiert von den irischen Wandermönchen Emmeran und Korbinian, aber diese zogen bald weiter. Der neue Glaube war hauchdünn: Getaufte murmelten weiter ihre Zaubersprüche, trugen Bernsteinamulette gegen böse Dämonen und an den alten Kultstätten wurde gleichzeitig Christus verehrt und zu Ehren der heidnischen Götter um den Sonnenwagen getanzt, beschwerte sich der Bischof von Freising.
Selbst zur Zeit des Hl. Bonifatius um 750 verkauften Christen ihre Sklaven als Menschenopfer an ungetaufte Nachbarn und aßen mit diesen bei rituellen Mahlzeiten Pferdefleisch. Erst 40 Jahre später machte Kaiser Karl der Große das Christentum zur Staatsreligion und verbot heidnische Rituale, teilweise bei Todesstrafe. Ob die ländliche Bevölkerung in abgelegenen Gebieten sich an all die neuen Gesetze hielt oder sie überhaupt so richtig kannte, ist die Frage. So ist es also auch möglich, dass an diesem Schalenstein noch 1000 n. Chr. heimlich heidnische Götter um Hilfe gebeten wurden, bis sie dann endgültig in Vergessenheit gerieten und Jesus und die Muttergottes statt ihrer in der kleinen Kapelle verehrt wurden.
Die steinerne Schüssel ist in jedem Fall ein Zeichen von jahrtausendalter Frömmigkeit und Gottesverehrung.
Übrigens gibt es auch in Pilgramsberg einen Weiler namens Kesselboden (bei Großneundling) und wahrscheinlich gab es dort auch einmal einen solchen Schalenstein.
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