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"Countrysaloon Nashvilla"

Vorschaubild "Countrysaloon Nashvilla"

Gartenstr. 23
94267 Prackenbach

(09942) 9053875 Privat
(0170) 3274062 Nashvilla
(0160) 94675016 Mulberry-Ranch

E-Mail:
Homepage: www.mulberry-ranch.de


Aktuelle Meldungen

Mulberry Ranch feiert 15-jähriges Bestehen

(22. 11. 2022)

Ein Leben wie in freier Natur – 40 Pferde leben derzeit im Aktivstall

 

Prackenbach. „Der Boden im Haus vibriert regelmäßig morgens um fünf, da wird man wach“, sagt Roland Geiger (57 Jahre) und rollt gespielt genervt mit den Augen. Dann galoppieren die 40 Pferde geschlossen von der Koppel heim in die Liegehalle oder zu den Futterspendern. „Ein ganz normales Verhalten, denn dann kommen die Fliegen, die ärgern sie“, fügt seine Frau Karin Geiger nickend hinzu. „So leben Pferde in freier Wildbahn.“ Das Ehepaar betreibt den HIT-Aktivstall Mulberry Ranch bei Prackenbach.  Heuer konnten sie das 15-jährige Bestehen feiern.

 

„Der Start war damals, 2007, nicht einfach“, erklärt die 51-jährige Frau mit blondem Pferdeschwanz und Brille. Fast ein ganzes Jahr lang gab es nur einen Einsteller. Der neue Ansatz der Pferdehaltung in einem Aktivstall – ähnlich dem Leben in der freien Natur – habe einige eher abgeschreckt. „Es hat gedauert, bis die Leute registriert haben, dass das das Beste für ihre Lieblinge ist, frei nach dem Sprichwort `Was der Bauer nicht kennt,...!`“ Mittlerweile hat sich die naturnahe Form der Pferdehaltung in Prackenbach und Umgebung etabliert, es leben derzeit 40 Pferde auf der Ranch. Die Anzahl schwanke immer wieder einmal – „Einer kommt, einer geht.“

 

Ähnlich einem Familienverband

 

Auf die Herde habe das mal mehr, mal weniger Auswirkungen, erklären die beiden. Es herrsche eine strikte Rangordnung, an die sich alle zu halten hätten. „Was wir zum Beispiel beobachten, ist, dass sich ranghohe Tiere seltener hinlegen als rangniedrige“, bemerkt Karin Geiger. Sie hätten eine gewisse „Wächter-Rolle“. Vor kurzem verließ der bisherige Herdenchef den Stall, das sei nicht einfach gewesen. „Das war, als ob eine ganze Familie auseinanderbrechen würde. Es hat wochenlang gedauert, bis eine neue Rangordnung hergestellt war und alles wieder halbwegs normal ablief“, beschreibt sie. In der Regel müsse der Rangoberste nur mit den Ohren wackeln und alle Streitigkeiten unter Rangniedrigeren würden beigelegt. Auch wenn ein Pferd altersbedingt sterbe, merke man den festen Zusammenhalt unter den Tieren, „das A und O“, so Karin Geiger. Ihr Mann fügt hinzu: „Das ist eine einfache Geschichte: Auch als Mensch ist man nicht gerne alleine.“

 

 

Karin Geiger gehören zehn der insgesamt 40 Pferde. Doch sie mache keinen Unterschied. „Ich bezeichne alle als meine Pferde und möchte, dass es allen so gut wie möglich geht“, sagt die Pferdeliebhaberin. Sie hat selbst einige Ausbildungen gemacht, unter anderem Phytotherapie, Alternativmedizin, Lasertherapie und Vitalblutanalyse. Für viele Zwischenfälle fände man selbst eine Lösung, „wenn wir wirklich mal den Tierarzt rufen, dann weiß er, dass es schlimm ist und schnell gehen muss.“ Zum Beispiel steht den Pferden auf der Mulberry Ranch eine „Solebox“ mit Ultraschallvernebler zur Verfügung. Durch verschiedene Aromazusätze könne man damit die Heilung positiv beeinflussen.

 

Rund 30 Kilometer legen die Pferde am Tag zurück

 

Im Aktivstall hat jedes Pferd einen Chip, auf den der Futterspender reagiert und die passende Menge Kraftfutter ausgibt. Wann gefressen wird, entscheiden die Tiere selbst. Zugang zu Heu, Rauhfutter nennt man das in der Fachsprache, besteht 24 Stunden am Tag. Vor allem für Rangniedrige gibt es zusätzlich Heudosierer, die mittels Chip funktionieren. „Hier können sie geschützt vor den anderen Pferden in Ruhe zusätzlich Heu abrufen“, so Karin Geiger. Rund 16 Stunden fressen, dementsprechend auch Bewegung und zwischendurch eher kurze Pausen, so sei der Organismus eines Pferdes ausgelegt. Je kälter es wird, desto mehr Heu brauchten die Tiere, auch für die Bildung des Winterfells. „Sie haben einen eigenen Ofen im Körper, könnte man sagen. In der Fachsprache: Thermoregulierung“, legt sie dar. Auf drei Koppeln mit insgesamt zehn Hektar haben die Pferde im Sommer freien Zugang, es ist ihnen selbst überlassen, wo sie sich aufhalten. Im Winter ist es ein Hektar. „Wie schon vor tausenden von Jahren machen die Tiere dann Pause und fahren den Stoffwechsel herunter.“ Trotzdem bewegen sie sich rund elf Kilometer am Tag, im Sommer sind es 30 bis 40.

 

Entwicklung der Ranch

 

Die Idee, einen Stall zu bauen sei nur logisch gewesen, denkt das Ehepaar amüsiert zurück. Frau und Tochter waren regelmäßig reiten, dem Mann war das zu teuer. „Dann bauen wir eben selbst einen Stall und halten Pferde“, war seine Lösung. Nach einigem Hin und Her mit dem Landratsamt habe er eine Genehmigung bekommen, aber nur für mindestens 25 Pferde. „Dann gleich für 30 und mehr, hab ich gesagt, gerade extra“, so Roland Geiger. 2006 wurde gebaut, 2007 eröffnet. Schon damals sei klar gewesen, dass nur der Stall ohne Lokal nicht funktioniere. „Die Einstellerpreise sind so knallhart kalkuliert, dass man davon nicht leben könnte.“ 2009 begann man mit dem Bau des Lokals Nashvilla, 2012 folgte die Eröffnung. Seither kamen noch eine Reithalle, ein Boxenstall, eine Ferienwohnung, das eigene Haus auf dem Gelände sowie ein Saal und ein Wintergarten im Lokal hinzu. So ungefähr habe der Ursprungsplan schon von Anfang an ausgesehen, „aber wir haben nicht gewusst, ob das alles finanziell machbar ist.“ In kleinen Schritten habe man sich aber angenähert und sei sehr zufrieden mit dem Ergebnis und der Auslastung.

 

Momentan sei eher ein Problem, dass das Interesse am Handwerk in den letzten Jahren drastisch gesunken sei, fällt beiden auf. Roland Geier, der sich hauptsächlich um das Lokal kümmert, sucht händeringend Koch und Küchenhilfe. Karin Geiger, zuständig für den Stall und alles drumherum, war lange auf der Suche nach Rancharbeitern. Und eine weitere Entwicklung: „Wir haben früher einen ganzen Kuhstall ausgemistet, nur um dann die Kühe striegeln zu dürfen. So bin ich aufgewachsen“, erzählt sie augenzwinkernd. „Heute wäre es vielen Kindern am liebsten, wenn sie ein geputztes, gestriegeltes Pferd hingestellt bekommen zum Ausreiten und es dann einfach wieder abgeben könnten.“ Mit der Mulberry Ranch und dem Lokal Nashvilla hat sich das Ehepaar selbst verwirklicht. „Wir hätten nicht gedacht, dass uns immer wieder was Neues einfällt“, sagen beide grinsend. „Und wir sind sehr zufrieden mit der Auslastung und froh, dass auch unsere Einsteller ihre Pferde als Familienmitglieder sehen!“

 

Dieser Bericht wurde von Journalistin Lisa Brem verfasst und für unsere Homepage zur Verfügung gestellt.

Foto zur Meldung: Mulberry Ranch feiert 15-jähriges Bestehen
Foto: Roland und Karin Geiger mit ihren Pferden

Kampf gegen das Wirtshaussterben

(08. 03. 2016)

Roland Geiger erzählt von seinen Erfahrungen als Kneipenbetreiber und Gastwirt

 

(Quelle: Viechtacher Anzeiger / Kötztinger Zeitung, von Lisa Wieland)

 

Prackenbach. Gleich früh morgens nach der ersten Arbeit ins Wirtshaus zum Frühschoppen, am Stammtisch hängen bleiben und in Dreierreihen rund herum sitzen, damit man nicht an einen anderen Tisch muss. Nebenbei werden natürlich einige Halbe getrunken. Aus alten Erzählungen oder Heimatfilmen kennt man solche Szenen noch, doch in der heutigen Zeit wird es schwierig, diese real mitzuerleben. Richtig gemütliche, urige „Bauernwirtshäuser“, wie sie früher genannt wurden, sind zu einer Seltenheit geworden. Gastwirt Roland Geiger – oder „da Brei“, wie er in Prackenbach genannt wird – beschreibt im Gespräch mit dem Viechtacher Anzeiger, warum es seiner Ansicht nach so weit gekommen ist und wie er sich dem widersetzt.

 

Geigers Onkel hatte eine Brauerei mit Wirtshaus in Prackenbach, welche aber 1974 aufgegeben wurde. 1989 übernahm der heute 50-Jährige als junger Bursche und gelernter Koch das Wirtshaus und erkannte bald, dass es so nicht weitergehen kann. Anfangs war es normal, dass um 9 Uhr schon 20 Leute im Wirtshaus waren und an einem Tag ein 75-Liter-Fass geleert wurde. „Trank einer ‘nur’ fünf Halbe, hat es oft geheißen ‘Hast du keinen Durst?’“, erzählt er grinsend.

Für den Entschluss, das Wirtshaus aufzugeben und dafür eine Kneipe zu eröffnen, war zum einen sein junges Alter ausschlaggebend. Es sei einfach die Zeit der Discos gewesen – für ihn selbst und auch generell für junge Leute – und er wurde des Öfteren als „Fledermaus“ bezeichnet, „weil ich in der Nacht wach bin und am Tag schlafe. Um sieben Uhr wollten die ersten ihr Bier.“

Der zweite Grund: fehlende Einnahmen – „Es ist einfach nichts mehr gegangen.“ Unter anderem hatte damals das SV-Vereinsheim aufgemacht. „Vereine haben die Wirtshäuser früher durchgebracht“, ist Geiger überzeugt. Die vielen Veranstaltungen, wie Versammlungen oder Feiern, wurden dort abgehalten. Heute haben viele Vereine ein eigenes Vereinsheim, das sie auch nutzen.

 

Ohne Vereine kein Wirtshaus

 

Auch, dass es keine kleineren Bauern mehr gibt, die zum Frühschoppen kommen könnten, trägt seiner Meinung nach zum Wirtshaussterben bei. „Es gibt nur noch Großökonomen, die fast im Fabrikstil arbeiten, früher konnte man von zehn oder zwanzig Kühen leben.“ Diese Zeiten sind längst vorbei, die Gesellschaft habe sich grundlegend geändert. Zufrieden waren die Leute früher auch mit wenig, heute will jeder nur noch mehr und besser sein, als der andere, wie der Gastronom darlegt. Verschiedene Biersorten habe es lange nicht gegeben, „alle haben einfach ein Helles getrunken“.

Auch die Ansprüche der Gäste sind gestiegen. Das hängt mit dem anderen Lebensrhythmus zusammen. Wenn die Leute bis 6 oder 7 Uhr arbeiten, ist es ganz normal, dass nach 9 Uhr noch ein warmes Essen bestellt wird. Und auch an Wochenenden, wenn erst um 10 Uhr gefrühstückt wird, muss nach 14 Uhr noch etwas bestellt werden können, sagt Geiger. Durchgehend warme Küche sei deshalb in der heutigen Zeit ein Muss. Viele Gastronomen, die während der Hochkonjunktur der 70er und 80er im „Größenwahn“ lebten, haben seiner Meinung nach darauf keine Rücksicht genommen und dies büßen müssen. „Wenn Gäste bis halb zwei nicht pünktlich da waren, hat es geheißen ‘Geh hin, wo du willst, bei mir gibt’s nichts mehr!’“

 

Nebenaufgabe des Gastwirtes: Seelsorger

 

Ebenso betreffe dies das Anrichten der Speisen. Nur fünf oder sechs Gerichte und auf dem Teller einen riesen Knödel, eine dicke Scheibe Fleisch und einen Haufen Sauerkraut – Hauptsache: wenig Arbeit – das gehe heute nicht mehr.

Außerdem müsse auch der Wirt präsent sein, „viele wollen sich aber nicht wegen zwei oder drei Gästen hinhocken. Als Wirt muss man aber da sein, man ist auch eine Art Seelsorger“, so der Gastronom.

Vor 35 Jahren habe es alleine im Dorf Prackenbach vier Wirtshäuser gegeben, die in der Ferienzeit jeden Mittag ungefähr 100 Essen verkauft haben. Irgendwann seien dann weitere Urlaubsreisen erschwinglich geworden, was sich natürlich auch auf die heimische Gastronomie negativ auswirkte. „Auf einmal  konnte sich jeder leisten, wegzufliegen“, die Gaststätten zu Hause blieben leer.

Ein sehr wichtiger Punkt sind Geigers Ansicht nach auch die in den letzten Jahren verstärkten Kontrollen der Polizei. „Früher war das mit dem Trinken und Fahren nicht so streng.“ Jedoch wolle er auch darauf hinweisen, dass er bis 1992 fast jedes zweite Jahr einem guten Bekannten deswegen ins Grab schauen musste, „deshalb will ich dagegen nichts sagen“. Es sei ja richtig so.

Das Rauchverbot, das allgemein oft als ein Grund für die sinkende Wirtshauskultur bezeichnet wird, habe jedoch nur kurzzeitig einen negativen Effekt gehabt. Es gebe zwar ein paar Uneinsichtige – „zu einer gemütlichen Kartenspielrunde gehört das Rauchen eigentlich dazu“ – aber die meisten Raucher haben sich damit abgefunden und finden es mittlerweile ebenfalls angenehmer, draußen zu rauchen, so Geiger.

Allerdings erkenne er einen Einbruch, seitdem Hartz IV anstatt Sozialhilfe eingeführt wurde. „Auch wenn die Leute keine Arbeit hatten, haben sie Geld für’s Wirtshaus gehabt, mit Hartz IV ist das jetzt anders, das kann sich keiner mehr leisten“.

Und trotzdem: Roland Geiger beweist, dass es auch anders geht. Nachdem 2011 ein Brand die Kneipe in Prackenbach vernichtete, baute sich der 50-Jährige etwas Neues auf: das Countrylokal Nashvilla und die Mulberry-Ranch. Als „zurück zu den Wurzeln“ könnte man dies bezeichnen, denn dort überwiegt wieder der gemütliche Wirtshaus-Charakter.

„Mittlerweile bin ich einfach zu alt für Discos“, erklärt Geiger augenzwinkernd. Und auch der Trend gehe seiner Meinung nach wieder weg von den dunklen, lauten Lokalen, was seine Nashvilla zeige, mit der er sich dem Wirtshaussterben widersetzt.

 

Foto: Das Countrylokal Nashvilla von Roland Geiger (li.) widersetzt sich dem Wirtshaussterben, der Gastwirt wird unter anderem von seinem Sohn Daniel Eidenschink-Geiger im Service unterstützt. (Foto: Wieland)

Foto zur Meldung: Kampf gegen das Wirtshaussterben
Foto: Kampf gegen das Wirtshaussterben


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