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Ein Dorf packt an

20. 11. 2023

Viechtafeller errichten Dorfgemeinschaftshaus in Eigenregie – Förderung durch ALE im Rahmen der Dorferneuerung

 

Viechtafell. Mit einem „Hau-ruck!“ hieven zwei Männer eines der Bretter vom Bulldog-Anhänger. Ziel ist die Kreissäge, die es auf die richtige Länge zuschneidet. Gerade wird der obere Teil des Rohbaus mit Brettern verschlagen. Auch im Inneren des zukünftigen Dorfgemeinschaftshauses herrscht geschäftiges Treiben. Auf einem Biertisch liegen verschiedene Bilder von Haustürentwürfen, allesamt passend zum einfach-rustikalen Stil – es soll sich ja ins Dorfbild einfügen. Die Diskussion, welche es denn werden soll, ist in vollem Gange. Bei den Protagnisten handelt es sich jedoch nicht etwa um Bauarbeiter oder Architekten, die sucht man auf der Baustelle am Rande des Dorfes Viechtafell in der Gemeinde Prackenbach vergebens. Die Dorfbewohner errichten ihren lange ersehnten Dorf-Treffpunkt zum größten Teil in Eigenregie – mit vielen freiwilligen Helfern.

 

Heute gesellt sich eine weitere Gruppe zu den fleißigen Anwohnern: Bürgermeister Andreas Eckl und Vertreter des ALE (Amt für Ländliche Entwicklung) Niederbayern besichtigen die Baustelle und machen sich im Rahmen der Themenwoche „Leben auf dem Land – Starke ländliche Räume in Bayern“ des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus ein Bild von den Fortschritten. Allgegenwärtig ist die Bewunderung und das Lob für den enormen Zusammenhalt der Viechtafeller. „Ganz herausragend und besonders“, bezeichnet Sebastian Moßandl (ALE), der die Projektleitung inne hat, das ehrenamtliche Engagement. Anderswo würden solche Häuser für die Allgemeinheit hingestellt und man erfreue sich am Endergebnis, „hier packen die Leute selbst an!“ Das wirke sich natürlich auch auf die Beziehung zum fertigen Objekt und dessen Wertschätzung aus, ist er sich mit Johann Edenhofer (ALE), der für die behördliche Bauaufsicht zuständig ist, einig.

 

Ein Kernelement der Dorferneuerung

 

Das Dorfgemeinschaftshaus ist Teil – oder sogar eines der wichtigsten Kernelemente – der Dorferneuerung. Seit einigen Jahren ist diese in vollem Gange: Neue Gestaltung des Dorfes, Erneuerung von Straßen und Zufahrten sowie Hochwasserschutz sind weitere Bereiche. Auch ein kleines Baugebiet hat sich parallel noch mit entwickelt.

 

Die Idee, ein Dorfgemeinschaftshaus zu errichten, entstand im Zusammenhang mit der Dorferneuerung, wie Anwohner berichten. Sie sei gewachsen und mittlerweile steht das Dorf geschlossen hinter dem Projekt und packt gemeinsam an. Man habe sich für ein gutes Zusammenspiel zwischen Dorfbewohnern, Gemeinde und ALE eingesetzt und sei froh, dass das so gut funktioniere, erklärt Eckl. Die Gemeinde habe das Grundstück 2015 erworben, der Bauhof bei größeren Arbeiten wie dem Dachstuhl mitgeholfen. Alle Leute, die beitragen können, seien mobilisiert worden, Dachdecker, Fließenleger, Maurer... Nur so habe das Projekt eine Zukunft gehabt. Das ALE fördert Projekte wie dieses mit 65 Prozent, maximal jedoch 250000 Euro. Diese Fördergeldbegrenzung werde man bei Weitem nicht erreichen, dank des ehrenamtlichen Engagements der Viechtafeller, sagt der Bürgermeister sichtlich stolz auf die Bürger.

 

Auf den Bierbänken im Rohbau wird derweil etwas gerastet und verschnauft. Ein Kühlschrank mit Getränken steht bereit, auch Verpflegung wird oft spendiert. Den Helfern ist es wichtig, niemanden herauszustellen oder gar beim Namen zu nennen. Jeder setze sich ein, wo und wie er könne. Privatpersonen oder auch ansässige Betriebe. Viechtafell zeigt unermüdlichen Einsatz: Holz als Rohstoffspenden, die Arbeit beim Umschneiden der Bäume, Herstellung von Brettern, Erdbewegungsarbeiten, Strom- und Elektroinstallationen und so weiter und so fort. Die Liste an ehrenamtlichen Arbeiten wird länger werden, bis das Haus fertig ist. Einen Namen hört man jedoch immer wieder auf der Baustelle: Thomas Vogl, Mitglied in der Vorstandschaft des Dorfvereins, hat mittlerweile die Rolle eines Koordinators übernommen, möchte sich selbst und seinen Einsatz aber nicht hervorheben. Unter anderem per WhatsApp-Gruppe werden die anstehenden Arbeiten organisiert. Er präsentiert sich als Verfechter der Einfachheit und erntet dabei die Unterstützung der übrigen Viechtafeller: ein einfaches Waidlerhaus, technisch auf gutem Stand, aber kein unnötiger Schnickschnack – so soll das fertige Dorfgemeinschaftshaus dastehen.

 

Gesucht: Gestaltungsideen für den Garten

 

Es wird eine große, gemütliche Stube mit Küche geben. Außerdem Toiletten, alles barrierefrei. Der Platz unterm Dach kann als Lagerraum genutzt werden und der angrenzende Schuppen soll eine Art Terrasse werden, um bei schönem Wetter auch draußen ausgestattet zu sein. Eventuell werde noch ein Schiebetor ergänzt, wie Bürgermeister Andreas Eckl erklärt. Außerdem soll ein Teil vor dem Haus gepflastert werden. „Einfach ein Treffpunkt für Jung und Alt zu jeder Zeit.“ Bezüglich des Gartens sei man offen für Ideen, sagt Eckl und startet damit gleich einen Aufruf. Denkbar seien zum Beispiel ein Natur-Spielplatz, ein Lehrgarten oder eine Streuobstwiese.

 

Edenhofer betont zum Schluss noch einen weiteren positiven Aspekt: Mit dem neuen Dorfgemeinschaftshaus seien Ober- und Unterviechtafell zusammengewachsen. Einerseits befinde es sich örtlich gesehen genau in der Mitte, doch auch der gemeinsame Einsatz stärke das Miteinander enorm. Jung und Alt, Lehrling und Altmeister, Mann, Frau und Kind: Jeder helfe mit, wie es ihm möglich sei und könne sich dann auch mit dem Haus identifizieren. „So würde man sich den Ablauf überall wünschen.“

 

Der Bericht wurde von Journalistin Lisa Brem verfasst und für unsere Homepage zur Verfügung gestellt. 

 

 

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